Pressemitteilung Nr. 66/2022
Emmendingen, den 01.08.2022
Alexander Schoch MdL lud im Rahmen seiner Sommertour interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Fahrradexkursion mit dem Titel Wasser ist Leben ein. Der Abgeordnete möchte seine Veranstaltungen nutzen, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu den unterschiedlichen Aspekten zum Thema Wasser ins Gespräch kommen.
In Kollnau traf die Gruppe auf Bernd Walser. Er ist Flussmeister beim Landesbetrieb Gewässer des RP Freiburg. Er informierte zunächst über die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und deren Ziele zur nachhaltigen und umweltverträglichen Gewässerbewirtschaftung. Durch Umsetzung zahlreicher Maßnahmen soll bis im Jahr 2027 an allen Gewässern der „gute ökologische Zustand“ erreicht werden. Walser erläuterte in diesem Zusammenhang auch die Landesstudie Gewässerökologie für die Elz.
Das Land hat mit dieser Studie ein Verfahren zur zielgerichteten Planung und Umsetzung von solchen Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur entwickelt und wendet dieses bereits bei den Gewässern I. Ordnung an. Auch für die Gewässer II. Ordnung sollen künftig solche Daten erfasst werden und den Kommunen als Planungsgrundlage zur Verfügung gestellt werden, um sie bei der Planung und Durchführung von Revitalisierungen bestmöglich zu unterstützen.
Seit Mai dieses Jahres wird die Elz bei Kollnau im Bereich der Ortslage revitalisiert. Durch Rückverlegung der Ufersicherung an die Straßenböschung und Abgraben des rechtsseitigen Vorlandes wurde der Elz hier mehr Platz zur eigenen Entwicklung bereitgestellt. Insgesamt konnten dadurch etwa 6.000 m³ zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden, was sich auch positiv auf den Hochwasserschutz auswirkt. Durch Einbau großer Steinblöcke, sogenannter Buhnen und Strömungslenker, sowie fest in der Gewässersohle verankertem Totholz (Baumwurzeln) wird die Gewässerstruktur des ehemals begradigten Elzabschnittes aufgewertet. Mithilfe eines tieferen Gewässerzuges (Niedrigwasserrinne) ist gewährleistet, dass die in der Elz lebenden Fische künftig auch bei Niedrigwasserzeiten genügend tiefe Gewässerbereiche vorfinden. Insgesamt 3 Fischunterstände bieten zudem Schutz vor Fraßfeinden. Durch die veränderte Linienführung wird auch die Strömung und das Fließverhalten positiv verändert. Es entstehen sowohl flache Kiesrauschen, die für die Eiablage der kieslaichenden Fische wichtig sind, als auch tiefere Gewässerbereiche (Kolke). Im Herbst sollen die Baumaßnahmen beendet sein. Zum Abschluss werden auch die neu geschaffenen Böschungsflächen mit einheimischem Wiesendrusch angesät und begrünt.
Walser ging in diesem Zusammenhang auch auf den Unterschied zwischen Renaturierung und Revitalisierung ein. Renaturierung ist umfassender und würde eine Rückführung des Gewässers in einen natürlichen Zustand bedeuten, der unbeeinflusst vom Menschen wäre. Mit Revitalisierung, einem Begriff der aus der Schweiz kommt, wird eine Maßnahme bezeichnet, die zum Ziel hat, das Gewässer in einen natürlicheren Zustand zu bringen, wie das in Kollnau innerhalb der Ortslage auch der Fall ist. je mehr Fläche zu Verfügung steht, das künftig bei Hochwasser durchflossen werden kann, desto größer ist das Retentionsvolumen. So konnte in Köndringen ein Retentionsvolumen von 280. 000 m³ geschaffen werden.
Alexander Schoch bedankte sich bei Bernd Walser für seine interessanten Informationen und fügte an: „Es ist sehr begeisternd zu sehen, wie ein Fluss innerhalb kürzester Zeit wieder in einen naturnahen Zustand gebrachte werden kann.“