Vor 75 Jahren am 14.08. 1949 wurde der erste Bundestag gewählt.
Die Bundesrepublik Deutschland feiert ihren 75. Geburtstag. Am 14. August 1949 wurde der 1. Bundestag gewählt. Die parlamentarische Geburtsstunde der Bundesrepublik. Wer jetzt nicht wählt, hat bekanntlich hinterher auch kein Recht zum Schimpfen." Mit diesen Worten forderte der Bremer Senatspräsident Wilhelm Kaisen seine Mitbürgerinnen und Mitbürger in Westdeutschland am 13. August 1949 auf, am nächsten Tag den ersten Deutschen Bundestag zu wählen.
Wie gewählt wurde, wer wählen durfte und gewählt werden konnte, hatten die Mitglieder des Parlamentarischen Rates wenige Monate zuvor, in dem in Kraft getretenen Grundgesetz und in einem eigenen Gesetz zur Wahl des ersten Deutschen Bundestages festgelegt. Der Parlamentarische Rat war die verfassungsgebende Versammlung der Bundesrepublik und setzte sich aus 65 Abgeordneten der westdeutschen Länderparlamente zusammen. Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 durch die Verabschiedung des Grundgesetzes gegründet. Sie bestand zunächst aus elf Bundesländern: Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Württemberg-Hohenzollern, Württemberg-Baden und Baden. Die Verfassungsgebende Versammlung legte fest, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Bundesstaat ist. Dies bedeutet ein Staat, in dem mehrere (Bundes-)Länder zusammen einen gemeinsamen Staat bilden. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein sogenannter "föderalistischer Staat". . Die einzelnen Länder haben sich zusammengeschlossen zu einem Bundesstaat. Föderalismus ist als Organisationsprinzip der staatlichen Ordnung in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland verankert. Im Grundgesetz Art. 20 Abs.1 GG heißt es: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat". Im Grundgesetz (GG) ist auch die Aufteilung der staatlichen Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen dem Gesamtstaat (Bund) und den Einzelstaaten geregelt. Die Aufteilung der Rechte und Pflichten erfolgt über das Prinzip der "Subsidiarität".
Damals entschieden die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, das spätere Baden-Württemberg über die Gründung des Bundesstaates Bundesrepublik Deutschland mit. Alle damaligen Bundesländer haben sich auf eine gemeinsame Regierung und auch auf gemeinsame Gesetze verständigt.
Die Vertreter der verschiedenen Parteien im Parlamentarischen Rat hatten zunächst über das Wahlsystem gestritten. Während die meisten Mitglieder der CDU eine Mehrheitswahl befürworteten, traten Vertreter von SPD, FDP, Zentrum und KPD für eine Verhältniswahl ein. Die Parlamentarier einigten sich schließlich auf einen Kompromiss, die personalisierte Verhältniswahl: Ein Teil der Abgeordneten wurde nach relativer Mehrheitswahl in Einpersonenwahlkreisen gewählt, der Anteil der Parteien an den Sitzen im Bundestag wurde aber ausschließlich durch Verhältniswahl ermittelt.
Teil dieses Kompromisses war die sogenannte Sperrklausel. Sie sollte verhindern, dass Splitterparteien in den Bundestag gewählt würden. Die Sperrklausel galt bei dieser Wahl auf Länderebene: Eine Partei musste mindestens fünf Prozent der abgegebenen Stimmen in einem Bundesland gewinnen, um in den Bundestag einzuziehen. Stimmen aus Ländern, in denen Parteien weniger als fünf Prozent der Stimmen erhielten, wurden nicht gezählt. Erst mit dem Wahlgesetz von 1953 gab es eine bundesweite Fünf-Prozent-Hürde.
78,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben am Wahltag, dem 14. August 1949, ihre Stimme ab.
11 Parteien und Wählervereinigungen zogen in den Bundestag ein. Stärkste Fraktion wurden die Unionsparteien CDU und CSU. Sie erhielten 31 Prozent der Stimmen und errangen damit 139 von insgesamt 402 Bundestagsmandaten. Die SPD gewann 131 Sitze (29,2 Prozent), 52 Abgeordnete stellte die FDP und jeweils 17 die konservative Deutsche Partei sowie die Bayernpartei. Die Kommunistische Partei zog mit 15 Abgeordneten in den Bundestag ein. Auch kleinere Parteien wie die "Wirtschaftliche Aufbauvereinigung" (zwölf Sitze), die katholische Zentrumspartei (zehn Sitze) und die Deutsche Konservative Partei/Deutsche Rechtspartei (fünf Sitze) schafften es ins Parlament. Einen Abgeordneten stellte der Südschleswigsche Wählerverband der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Daneben gelang drei Parteilosen der Einzug in den ersten deutschen Bundestag.
Die Wahlsiegerin CDU/CSU einigte sich mit der FDP darauf, eine gemeinsame Regierung zu bilden. Am 7. September 1949 trat der neue Bundestag zu seiner ersten Sitzung in der neuen Bundeshauptstadt Bonn zusammen, fünf Tage später wählte die Bundesversammlung Theodor Heuss zum Bundespräsidenten. Am 20. September wurde Konrad Adenauer als erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt.
Jahr
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CDU/CSU
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SPD
|
FDP
|
Die Grünen
|
Bündnis
90/Die Grünen
|
Die Linke.
PDS
|
AfD
|
Sonstige
|
2021
|
24,1
|
25,7
|
11,5
|
|
14,8
|
4,9
|
10,3
|
8,7
|
2017
|
32,9
|
20,5
|
10,7
|
|
8,9
|
9,2
|
12,6
|
5,0
|
2013
|
41,5
|
25,7
|
4,8
|
|
8,4
|
8,6
|
4,7
|
6,3
|
2009
|
33,8
|
23,0
|
14,6
|
|
10,7
|
11,9
|
|
6,0
|
2005
|
35,2
|
34,2
|
9,8
|
|
8,1
|
8,7
|
|
4,0
|
2002
|
38,5
|
38,5
|
7,4
|
|
8,6
|
4,0
|
|
3,0
|
1998
|
35,2
|
40,9
|
6,2
|
|
6,7
|
5,1
|
|
5,9
|
1994
|
41,5
|
36,4
|
6,9
|
|
7,3
|
4,4
|
|
3,5
|
1990
|
43,8
|
33,5
|
11,0
|
3,8
|
1,2
|
2,4
|
|
4,3
|
1987
|
44,3
|
37,0
|
9,1
|
8,3
|
|
|
|
1,3
|
1983
|
48,8
|
38,2
|
7,0
|
5,6
|
|
|
|
0,4
|
1980
|
44,5
|
42,9
|
10,6
|
1,5
|
|
|
|
0,5
|
1976
|
48,6
|
42,6
|
7,9
|
|
|
|
|
0,9
|
1972
|
44,9
|
45,8
|
8,4
|
|
|
|
|
0,9
|
1969
|
46,1
|
42,7
|
5,8
|
|
|
|
|
5,5
|
1965
|
47,6
|
39,3
|
9,5
|
|
|
|
|
3,6
|
1961
|
45,3
|
36,2
|
12,8
|
|
|
|
|
5,7
|
1957
|
50,2
|
31,8
|
7,7
|
|
|
|
|
10,5
|
1953
|
45,2
|
28,8
|
9,5
|
|
|
|
|
16,5
|
1949
|
31,0
|
29,2
|
11,9
|
|
|
|
|
27,9
|
Hintergrund Baden-Württemberg:
Erst am 25. April 1952 wurde das Land Baden-Württemberg gegründet. Aus drei mach eins war die Devise: Aus den zwischen 1945 und 1952 bestehenden Vorgängerländern Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern wurde ein neues Bundesland.
Am 9. März 1952 wurde der erste Landtag des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg gewählt.
In allen Landtagswahlen von 1952 bis 2011 wurde die CDU stärkste Fraktion. Sie stellte zwanzig Mal den Ministerpräsidenten und war nur zwei Mal (1952/1953 und 2011 bis 2016) von der Regierung ausgeschlossen. Dabei sind verschiedene Phasen zu unterscheiden: von den Allparteienregierungen der 1950er-Jahre über christlich-liberale und Große Koalitionen bis hin zu einer zwanzig Jahre andauernden Alleinregierung der CDU. Erst seit 1992 war die CDU wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen. Schließlich musste sie nach der Wahl 2011 die Oppositionsrolle einnehmen, als Grün-Rot die Regierung bildete. Seit 2016 regiert die CDU als kleinerer Regierungspartner von Bündnis 90/Die Grünen mit.