Pressemitteilung Nr. 30/2023
Stuttgart, den 24.04.2023
Umsetzung des Jagd- und Wildtiermanagements im Landkreis in Bezug auf die Entwicklung von Beständen, Strecken, Wildschäden und Verkehrssicherheit
Um den Stand der Umsetzung des Jagd- und Wildtiermanagements im Landkreis Emmendingen zu erfahren, hat sich Alexander Schoch MdL mit einer Kleinen Anfrage an das MLR gewandt.
Das Ministerium konnte zwar keine direkte Antwort auf tatsächlich vorkommende Wildbestände geben, da diese nur stichprobenhaft erfasst werden können. Zu den indirekten Methoden, die entsprechende Anhaltspunkte liefern können, gehören beispielsweise erzielte Jagdstrecken oder auch Wildschadensentwicklungen. Die bedeutendsten Jagdstrecken werden im Landkreis Emmendingen bei den Schalenwildarten Reh- und Schwarzwild sowie beim Raubwild erzielt. Die umfangreichste Strecke wird beim Rehwild erzielt. Diese erhöhte sich zwischen 2016 und 2021 nahezu kontinuierlich um insgesamt 16%. Die Schwarzwildstrecken haben sich (in Abhängigkeit der häufiger stattfindenden Vollmastereignisse) auf einem hohen Niveau eingependelt. Die in Mastjahren geringere Strecke, welche durch die dann wenig effektive Kirrjagd hervorgerufen wurde, liegt seit 2016 im Vergleich mit benachbarten Landkreisen bei durchschnittlich 1,9 Stücke/100ha Jagdfläche auf einem relativ konstanten Niveau.
Abbildung Streckenentwicklung im Landkreis Emmendingen 2016-2021
Eine systematische Erfassung von Wildschäden erfolgt ebenfalls nicht. Die bei Gemeinden angemeldeten Wildschäden spiegeln nur einen Teil des Gesamtschadensgeschehens wider. Viele Wildschäden werden von den Betroffenen ohne Einbeziehung der Gemeinden bilateral geregelt. Diese Wildschäden werden nicht erfasst. Die Mittelwerte angemeldeter Wildschäden von 2016-2021 zeigen nach Auskunft der Wildforschungsstelle im Landkreis Emmendingen ein moderates Wildschadensgeschehen in allen Höh2enlagen. Gemeinden mit den häufigsten Wildschadensanmeldungen lagen in den westlich gelegenen tieferen Lagen des Landkreises. Angemeldete Schäden wurden dabei am häufigsten im Mais, gefolgt von Grünlandschäden, registriert.
Auf Grund der geringen Anzahl angemeldeter Wildschäden in Emmendingen ist im Gegensatz zu anderen Regionen in Baden-Württemberg das Wildschadensgeschehen als moderat einzuschätzen.
Der Einfluss des Schalenwildes auf die Waldentwicklung wird im dreijährigen Turnus mittels des „Forstlichen Gutachtens“ erhoben und mit der Pächterseite besprochen.
Die Reduktion des Schwarzwildes kann durch konsequente, professionelle Bejagung mittels revierübergreifenden Bewegungsjagden oder dem Einsatz von Nachsichttechnik erfolgen. Der Landkreis Emmendingen zählt mit einem Waldanteil von 46% (30.951 ha) zu den 12 waldreichsten Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg. Das Schwarzwild nutzt gerade auch bedingt durch klimatische Veränderungen immer häufiger Mittelgebirgslagen als Lebensräume. Die Jagd an der Kirrung sollte dabei nur als Ergänzungsmethode betrachtet werden.
Um revierübergreifende Bewegungsjagden zu fördern, unterstützt die untere Verwaltungsbehörde des Landratsamtes die Jägerschaft bei Genehmigungsverfahren bei Sonn- und Feiertagen oder straßenverkehrlichen Angelegenheiten. Die anfallenden Kosten werden im Rahmen der Prävention der Afrikanischen Schweinepest vom Land übernommen. Die Zahl der Wildunfälle lässt sich anhand der Jagdstatistik (Verkehrsverluste) und der polizeilichen Statistik herleiten.
Tabelle 1 Wildunfälle anhand der Jagdstatistik (Verkehrsverluste)
Erst seit April 2021 werden durch die Polizei Baden-Württemberg Kleinstunfälle detaillierter sowie seit dem Jahr 2023 auch die Wildtierart bei Wildunfällen statistisch erfasst. Vor diesem Hintergrund können für die Jahre 2016 bis 2020 nur Aussagen über Wildunfälle getroffen werden, bei denen Personenschaden entstand oder Fahrzeugführende bei Wildunfällen mit Sachschaden unter der Einwirkung von Alkohol oder berauschenden Mitteln standen.
Tabelle 2 Anzahl der auf Basis polizeilich registrierter Wildunfälle 2016 - 2022 im Landkreis Emmendingen
Im Landkreis Emmendingen wurden laut Ministerium zur Vermeidung von Wildunfällen eine Grünbrücke mit Wildschutzzaun im Zuge der Straßenbaumaßnahme L 113 - Umgehung Sasbach-Riegel realisiert. Diese Maßnahme wurde am 30.06.1995 planfestgestellt und im Zuge der Baumaßnahme umgesetzt. Der Wildschutzzaun wurde 2016 durch einen Wildkatzenschutzzaun zum Teil ersetzt und in Richtung Endingen ergänzt.
Nach Anlass (z. B. Unfalllagen) oder auf Antrag (zumeist von Revierförsterinnen und -förstern sowie Gemeinden) werden nach Anhörung von Polizei und Straßenbaubehörde Gefahrzeichenbeschilderungen mit dem Verkehrsschild „Wildwechsel“ durch die zuständige untere Straßenverkehrsbehörde angeordnet.
In vergangenen Jahren brachten Jagdpächterinnen und Jagdpächter hauptsächlich in der Rheinebene bei bekannten Wildvorkommen bzw. Wildwechsel im Zuge klassifizierter Straßen mit Zustimmung der Straßenbaubehörde Wildwarnreflektoren an Leitpfosten an. Allerdings konnte kein signifikanter Einfluss der Wildwarnreflektoren auf das Verhalten von Wildtieren festgestellt werden, wie eine Untersuchung der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) 2018 zeigte.