Gespräch zur Zukunft der stambulanten Pflege in Wyhl
Stambulant, also stationär und ambulant kombiniert, wird im Haus Rheinaue der Benevit-Gruppe bereits seit 2016 gearbeitet. Die Bewohnerinnen und Bewohner können das Angebot dort mit ambulanter Pflege oder Leistungen der Angehörigen nach Bedarf kombinieren. Obwohl sich das Konzept bewährt hat und für alle Seiten deutlich kostengünstiger ist, ist es bisher nicht gelungen, das Modellprojekt zu verstetigen und auch andernorts möglich zu machen. Dafür fehlt es an einer gesetzlichen Grundlage.
Kordula Schulz-Asche MdB und Alexander Schoch MdL (beide Grüne) begrüßten die Gelegenheit, auf Einladung von Yannick Bury MdB (CDU) gemeinsam mit Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle, Sozialdezernentin im Landkreis Emmendingen, dem Bundeswahlbeauftragten für Sozialversicherungswahlen Peter Weiß, Matthias Fuhrer und Dr. Frieder Neumann von der AOK Baden-Württemberg, Oberbürgermeister Michael Schmieder (Waldkirch), den Bürgermeistern Ferdinand Burger (Wyhl), Rafael Mathis (Biederbach) und Sebastian Rötzer (Gutach) sowie den Bürgermeistervertretern Claus Beck und Siegfried Gebhard (Reute, für Michael Schlegel) mit Benevit-Gründer und Geschäftsführer Kaspar Pfister über die Einrichtung in Wyhl und die Zukunft des stambulanten Modells zu sprechen.
Über die Vorteile des stambulanten Modells waren sich die Anwesenden einig: Das aktivierende Konzept verbessert häufig die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Sicherheit der stationären Unterbringung kombiniert mit der Möglichkeit für Familien, sich trotzdem an Alltag und Pflege ihrer Angehörigen zu beteiligen, ermöglicht neben dem Erhalt einer engen familiären Bindung und einem gemeinsamen Alltag auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – und spart Kosten.
„Unsere älter werdende Gesellschaft muss sich dringend auf gute, verschiedene Bedürfnisse berücksichtigende und bezahlbare Strukturen der Unterstützung und Pflege vor Ort vorbereiten. Stambulant als Modell hat sich bewährt. Wie das Modell ausgerollt werden kann, muss nun geklärt werden.“, so Kordula Schulz-Asche, Berichterstatterin für Pflege- und Altenpolitik der grünen Fraktion im Bundestag. „Auch mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel und die steigende Zahl der Pflegebedürftigen ist das stambulante Konzept ideal. Mit dem auf jede Person zu geschnittenen Konzept werden auch Kosten und Personalstunden gespart.“, ergänzt Alexander Schoch. „Ich habe bereits 2016 ein Pflegepraktikum im Haus Rheinaue absolviert. Seitdem bin ich von stambulanten Konzept überzeugt.“ Genauso lange dauern auch die gemeinsamen Bemühungen, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, mit der aus dem Modellprojekt in Wyhl eine dauerhafte Einrichtung werden kann und auch andere Gemeinden stambulante Einrichtungen betreiben können.
„Landesgesundheitsminister Manfred Lucha hat sich in Berlin beim Bundesgesundheitsministerium und auch auf fachpolitischer Ebene sehr für „stambulant“ eingesetzt und steht auch weiterhin hinter dem Konzept.“, so Alexander Schoch. „Von Landesseite ist eine gesetzliche Regelung aber leider nicht möglich.“ Dazu braucht es eine Änderung im Sozialgesetzbuch (SGB XI). Kordula Schulz-Asche und Yannick Bury wollen sich im Bundestag für eine schnelle Lösung einsetzen. Die Zeit drängt: bereits in diesem Herbst soll in Reute eine neue Einrichtung im stambulanten Modell eröffnet werden.