Pressemitteilung Nr. 05/2023
Stuttgart, den 31.01.2023
In der Anfrage des Abgeordneten Alexander Schoch zur Situation der MINT-Ausbildungsberufe und MINT-Berufen von Januar 2023 an das Ministerium Wirtschaft, Arbeit und Tourismus ging es um Fragen wie sich der Frauen- und Mädchenanteil in diesen Berufen in den letzten zehn Jahren entwickelt hat, welche neuen MINT-Berufe entstanden sind, in welchen Bereichen keine Bewerberinnen gefunden werden und mit welchen weiteren Programmen und Maßnahmen die Landesregierung Frauen und Mädchen unterstützt, um diese für die Technikberufe zu begeistern. Den Abgeordneten interessierte auch insbesondere die Situation in Südbaden und im Landkreis Emmendingen.
Die „MINT-Berufe“ umfassen alle Berufsgattungen mit Tätigkeiten, für deren Ausübung ein hoher Anteil an Kenntnissen und Fertigkeiten aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik erforderlich ist. Dabei wird auch das Bauen und Instandhalten technischer Anlagen und Geräte als zentraler Bestandteil einer Tätigkeit zu den MINT-Berufen gezählt. Das bloße Bedienen von Maschinen gehört beispielweise nicht dazu.
So sind in den letzten zehn Jahren die neuen MINT-Ausbildungsberufe „Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration“, „Fachkraft für Metalltechnik“ sowie „Stanz- und Umformmechaniker/-in“ entstanden.
Bezüglich der Ausbildungsstellen geht aus der Anfrage hervor, dass zum 30. September 2022 in Baden-Württemberg im MINT-Bereich 25.199 Berufsausbildungsstellen gemeldet waren, wovon 2.938 unbesetzt sind. Im Regierungsbezirk Freiburg gab es 5.068 gemeldete und davon 614 unbesetzte Stellen im MINT-Bereich. Im Landkreis Emmendingen gab es 276 gemeldete und davon 30 unbesetzte Berufsausbildungsstellen in diesem Bereich.
Aus der Anfrage geht auch hervor, dass Programme und Maßnahmen umgesetzt wurden, die Mädchen und junge Frauen für die Themenfelder Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu begeistern. Die 2010 ins Leben gerufene Landesinitiative und das 2011 etablierte Bündnis „Frauen in MINT-Berufen“ haben zum Ziel, mehr junge Frauen für eine Ausbildung, ein Studium oder einen Beruf in den MINT-Arbeitsbereichen zu gewinnen, Ausstiege zu verringern und die Attraktivität dieser Berufe zu steigern. Mit mittlerweile 67 Bündnispartnern aus dem Land werden jährlich rund 40 Fördermaßnahmen und Programme umgesetzt. Im Bereich des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gehören dazu aktuell beispielsweise die Programme Girls‘ Digital Camps und CyberMentor. Der Girl’s Day, die Girls Day Akademie und die 68 Hector Kinderakademien für besonders begabte und hochbegabte Grundschulkinder gehören ebenfalls zu den Maßnahmen, Mädchen für die MINT-Berufe zu begeistern. Der Schwerpunkt der Kursthemen bei den Hector Kinderakademien liegt auf den MINT-Fächern, die es auch im Landkreis Emmendingen gibt.
In Zusammenarbeit mit der Vector Stiftung fördert das Wirtschaftsministerium zudem die bereits bundesweit erfolgreiche Online-Plattform „CyberMentor“ für Schülerinnen der 5. bis 13. Klasse. Bei diesem Programm haben MINT-interessierte Schülerinnen im Alter von elf bis 18 Jahren die Möglichkeit, im Rahmen eines individuellen Eins-zu-Eins-Mentorings spannende Projekte zu bearbeiten. Gemeinsam mit ihrer jeweiligen Mentorin, die im MINT-Bereich tätig ist, tauchen die Mädchen für ein Jahr in die reale MINT-Arbeitswelt ein.
Eine Frage richtete sich auch darauf, in welchen Ausbildungsberufen im MINT-Bereich es insbesondere in den letzten fünf Jahren keine qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber gab. Das Wirtschaftsministerium gab hierzu an, dass die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen im Bereich Sanitär, Heizung, Klimatechnik, Metallbau, Maschinenbau und Bauelektrik zu verzeichnen sind.
Unter den MINT-Berufen bzw. Branchen steht der Bereich Technik bei Frauen und Mädchen an erster Stelle. Von 2013 bis 2021 ist im Regierungsbezirk Freiburg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in MINT-Berufen von 31.579 auf 39.045 angestiegen. Dies entspricht einer Erhöhung von etwa 24 Prozent. In diesem Zeitraum hat der Anteil von Frauen in MINT-Berufen unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Regierungsbezirk Freiburg von 16,0 Prozent auf 17,3 Prozent zugenommen. Ebenso wie im gesamten Land und im Landkreis Emmendingen arbeiten auch im Regierungsbezirk Freiburg die meisten Frauen in MINT-Berufen in dem Segment Technik. Ihre Anzahl nahm von 23.883 im Jahr 2013 auf 29.112 im Jahr 2021 zu. Deutliche Zuwächse verzeichneten in diesem Zeitraum auch die Segmente Mathematik und Naturwissenschaften (von 6.066 auf 7.230) sowie Informatik (von 1.630 auf 2.703).
Im Regierungsbezirk Freiburg nahm die Anzahl der weiblichen Auszubildenden in MINT-Berufen von 2011 bis 2019 von 1.634 auf 1.781 zu. Seitdem gab es einen Rückgang auf 1.617. Im Zeitraum von 2011 bis 2021 bewegte sich der Anteil der weiblichen Auszubildenden an allen MINT-Auszubildenden zwischen 10,1 Prozent (2011) und 10,5 Prozent (2016, 2020), zuletzt (2021) lag der Wert bei 10,2 Prozent. Bei der zahlenmäßigen Verteilung auf die MINT-Berufssegmente zeigt sich das gleiche Bild wie im Land, eine deutliche Mehrheit wird im Technikbereich ausgebildet, gefolgt von Mathematik und den Naturwissenschaften, die Informatik liegt deutlich dahinter. Im Bereich Technik ergab sich ein leichter Rückgang im Zeitraum 2013 bis 2021 von 1.409 auf 1.374. Im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften ist die Anzahl der weiblichen Auszubildenden in MINT-Berufen von 180 (im Jahr 2011) auf 140 (im Jahr 2021) zurückgegangen. Im Bereich Informatik ist eine gegenläufige Entwicklung zu verzeichnen. Hier erhöhte sich die Anzahl der weiblichen Auszubildenden zwischen 2011 (45) und 2021 (103) um mehr als das Doppelte.
Von 2013 bis 2021 ist im Landkreis Emmendingen die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in MINT-Berufen von 1.482 auf 1.867 angestiegen. Dies entspricht einer Erhöhung von ca. 26 Prozent. In diesem Zeitraum hat der Anteil von Frauen in MINT-Berufen unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Emmendingen von 12,5 Prozent auf 13,7 Prozent zugenommen. Bei der zahlenmäßigen Verteilung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ergibt sich für den Landkreis Emmendingen dasselbe Bild wie in Baden-Württemberg insgesamt und im Regierungsbezirk Freiburg. Im Bereich Technik erhöhte sich die Anzahl der Beschäftigten von 1.190 (im Jahr 2013) auf 1.492 (im Jahr 2021). Der Bereich Mathematik und Naturwissenschaften verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg von 236 auf 280. Für den Bereich Informatik ergab sich zwischen 2013 und 2021 ein Zuwachs von 56 auf 95. Im Landkreis Emmendingen stieg von 2011 bis 2020 die Anzahl der weiblichen Auszubildenden in MINT-Berufen von 65 auf 88 an, im Jahr 2021 ging sie auf 81 zurück. Die meisten weiblichen Auszubildenden absolvierten im genannten Zeitraum ihre Ausbildung im MINT-Berufssegment Technik (2011: 60; 2021: 73). In den Berufssegmenten Informatik (2011: vier; 2021: sechs) sowie Mathematik und Naturwissenschaften (2011: eine; 2021: zwei) war die Anzahl jeweils erheblich niedriger.
Für den Abgeordneten Schoch zeigt sich, dass es auf der einen Seite eine Verbesserung des Frauenanteils in den MINT Berufen gibt. Die Ergebnisse dieser Anfrage veranschaulichen aber auch, dass in den Betrieben und Schulen noch mehr getan werden muss, um den Frauenanteil in den MINT-Berufen deutlich zu erhöhen.
Hier finden Sie den Link zur kleinen Anfrage Ausbildungssituation in den MINT-Berufen von MdL Alexander Schoch: Drucksache 17 / 3610 (landtag-bw.de)