Fast jeder zehnte Mensch in Deutschland hat eine schwere Behinderung. Noch immer gibt es einige Defizite bei der gleichberechtigten Teilhabe. Der Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung wurde 1992 von den Vereinten Nationen ausgerufen , um auf die Lebenssituation von behinderten Menschen aufmerksam zu machen und gleichzeitig deren Teilhaberechte und Gleichstellung zu fördern. Weltweit haben mehr als eine Milliarde Frauen und Männer eine Behinderung - das sind gut 15 Prozent der Weltbevölkerung. Schätzungen zufolge leben vier von fünf Betroffenen in einem sogenannten Entwicklungsland Viele körperliche Beeinträchtigungen gehen auf ärmliche Lebensverhältnisse zurück.
Behinderungen erschweren die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben deshalb, weil dieses nicht so ausgestaltet ist, dass jeder Mensch uneingeschränkt an ihm teilnehmen kann. Menschen mit Behinderungen können sich nur bis zu einem gewissen Punkt an ihre Umwelt anpassen und werden wegen ihrer abweichenden Bedürfnisse nach wie vor anders behandelt als nicht behinderte Menschen.
Eine tatsächliche Verbesserung des Alltags von Menschen mit Behinderungen kann aber durch Inklusion herbeigeführt werden. Im Gegensatz zu Integration bedeutet Inklusion nämlich, dass die Umwelt sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen einstellt und nicht umgekehrt.
In der Praxis heißt das, dass durch den Abbau von Barrieren in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Einrichtungen, der Entwicklung von modernen Hilfsmitteln wie Kommunikationstechnologien für Menschen, die sich nicht artikulieren können oder durch die kompetente Unterstützung von Menschen mit schweren Behinderungen, die Teilhabe am öffentlichen Leben für jeden Menschen ermöglicht werden soll.
Es ist daher bedauerlich, dass wir 14 Jahre nach in Kraft treten der UN- Behindertenrechtskonvention noch weit von einer inklusiven Gesellschaft entfernt sind. In keinem anderen Land sind mehr Menschen mit Behinderung in Sondereinrichtungen wie Förderschulen, Werkstätten für Behinderte Menschen und stationäre Wohneinrichtungen wie in Deutschland, so der zuständige UN- Fachausschuss. Wir müssen also deutlich mehr tun, um Sonderwelten abzubauen.
Auch auf dem Arbeitsmarkt werden Menschen mit Behinderung laut einer neuen Studie weiterhin strukturell benachteiligt. Vor allem die unzureichende Einstellungsbereitschaft von Unternehmen stehen einer Verbesserung entgegen, berichtete die Aktion Mensch am Donnerstag in Bonn in ihrem neuesten Inklusionsbarometer. Nach wie vor beschäftigt mehr als ein Viertel der dazu verpflichteten Betriebe in Deutschland keine Menschen mit Behinderung.
Im Grunde genommen ist jeder von uns einzigartig. Wir unterscheiden uns durch körperliche und geistige Merkmale von unseren Freunden und Nachbarn. Dies ist auch bei Menschen mit Behinderungen der Fall, nur dass der Unterschied zu einem durchschnittlichen Mitglied der Gesellschaft bei diesen Personen größer ausfällt. Wäre es nicht schön, für diese Menschen eine Umwelt zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ohne Barrieren und Zugangsschwierigkeiten am öffentlichen Leben teilzunehmen? Vielfalt macht doch unsere Gesellschaft aus!