Ein Europa, das friedliches und tolerantes Miteinander unterschiedlicher Nationen fördert und die Menschenrechte sichert – Ein Europa der Städtepartnerschaften und Regionen
Der Élysée-Vertrag war eine große Stunde für Deutschland und eine große Stunde für die deutsch-französischen Beziehungen. Er ließ jene Partnerschaft Wirklichkeit werden, die Winston Churchill schon 1946 in seiner berühmten Rede in Zürich als Voraussetzung einer neuen europäischen Familie gefordert hatte, und die 1950 mit der ersten supranationalen Behörde gemäß des Schuman-Plans ihren Vorläufer gefunden hatte. Der Freundschaftsvertrag ermöglichte dann seinerseits wiederum ein einzigartiges Netz sich daraus gründeten Partnerschaften.
Der frühere Bundespräsident Gauck sagte beim Festakt "50 Jahre Deutsch-Französische Freundschaft": „Ich kenne überhaupt keine anderen zwei Länder mit einem so dicht und dauerhaft geknüpften Netz von persönlichen und institutionellen Beziehungen. Vielleicht kann man sogar sagen: Die Institutionen und Initiativen, die Sie hier vertreten – die deutsch-französischen Gesellschaften, die Clubs und Freundeskreise, die Städte- und Regionalpartnerschaften – bilden zusammengenommen so etwas wie eine deutsch-französische Bürgerbewegung! Das ist einzigartig – auch wenn wir inzwischen dazu neigen, all das, was wir erreicht haben, für selbstverständlich zu halten. Und wie alles vermeintlich Selbstverständliche schätzen wir es vielleicht dann gar nicht mehr so, wie wir es doch tun sollten.“
Ein solches Fundament wie die deutsch-französische Freundschaft und die sich daraus entwickelte Europäische Union ist wertvoll und muss weiterentwickelt werden, was mit dem Aachener Vertrag erfolgt ist.
Im Landkreis Emmendingen haben wir eine Vielzahl von Städtepartnerschaften, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart durch die Vereine in den Städten und Gemeinden getragen wurden. Ob es z.B. Sportvereine, Feuerwehr, oder auch ein Boule-Turnier in Waldkirch, Selestat, Denzlingen oder Rheinhausen, gemeinsame Studienfahrten, ein Schüleraustausch oder auch eine Kooperation zwischen den Verwaltungen von Partnerstädten ist. Alle haben zu dieser Völkerverständigung beigetragen.
Aber auch die Vernetzung der "Vernetzten" spielt eine maßgebende Rolle – im Rat der Gemeinden und Regionen Europas und in der Vereinigung deutsch-französischer Gesellschaften für Europa ist ein wichtiger Beitrag, die politischen Beziehungen so breit wie möglich aufzustellen. Dies ist ein solides Fundament, das gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir eine Krise in Europa haben und es gelegentlich zu kontroversen Auffassungen und Debatten kommt und die Rechten in Europa dieses Europa in Frage stellen, bedeutend.
Wir müssen uns daher auch die Frage stellen, wie man die jungen Menschen für die Idee der Städtepartnerschaft begeistern und wie man die deutsch-französische Freundschaft in ihren Herzen und Köpfen verankern kann. Der rein gesellschaftliche Austausch zwischen Vereinen muss leider als nicht mehr ausreichend angesehen werden. Hier muss mehr passieren, um die Städtepartnerschaften zu pflegen.
Ein geeintes Europa wäre das schönste Erbe, dass wir unseren Kindern hinterlassen könnten. Unsere Aufgabe ist es, unser Europa weiter zu vereinigen und alles dafür zu tun, dass auch unsere Kinder es künftig mitgestalten können. Ein Europa für ein friedliches und tolerantes Miteinander unterschiedlicher Nationen, unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen. Europa steht für die persönliche Freiheit, das Streben nach sozialem Ausgleich und die vielfältigen Möglichkeiten der Teilhabe, der Demokratie zu nutzen! Stecken wir unsere Energie, unsere Kreativität und unseren Schwung in unsere europäische Art zu leben, zu erhalten und weiterzuentwickeln gerade auch im Dialog mit unseren europäischen Nachbarn. Der Europatag wird alljährlich am 9. Mai für Frieden und Einheit in Europa begangen und soll uns meines Erachtens auch wach- und aufrütteln, mehr für Europa zu tun und die Menschenrechte zu sichern.