Der 27. Januar ist seit 1996 ein deutscher Gedenktag der auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt wurde und deren Einführung war damals schon lange überfällig. Wir erinnern an diesem Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus und die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Unsere Gedanken sind an diesem Tag bei den Millionen von Opfern dieses unsäglichen Mordens an über 6 Millionen Juden, an Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene, Deserteure und viele weitere Gruppen.
Unter diese deutsche Geschichte lässt sich kein wie immer gearteter Schlussstrich ziehen, was immer wieder von Rechtspopulisten und Rechtsradikalen gefordert wird.
Ohne Geschichte gibt es keine Zukunft! Daher wäre es ein gutes Zeichen gewesen, wenn die Stadt Waldkirch zum 80igsten Gedenktag eine offizielle Gedenkfeier durchgeführt hätte ( wie z.B. im Foyer der Stadthalle). Es mutet schon seltsam an, dass die Stadtverwaltung den Gemeinderat zu einer nichtöffentlichen Gedenkfeier eingeladen hatte. Es ist gut, dass anscheinend die Nichtöffentlichkeit der Veranstaltung sich in irgendeiner Form herumgesprochen hatte und somit auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu diesem Gedenken gefunden haben. Es gab bereits vor zehn Jahren eine Initiative aus dem Gemeinderat diesen Gedenktag mit einer Gedenkfeier zu begehen!
Gerade auch für die junge Generation, die an der NS-Zeit nicht beteiligt war, ist es wichtig zu wissen, was damals geschehen ist. Was damals geschehen ist, wird und darf nicht vergessen werden, denn Erinnern ist nicht nur eine Aufgabe des Verstandes sondern auch der Herzen. Nach 80 Jahren friedlicher und demokratischer Entwicklung, bedürfen Menschen der Widerstandskraft ganz gewöhnlicher humaner und moralischer Maßstäbe und Tugenden, die auch in außergewöhnlichen Zeiten Bestand haben, die wir in den letzten Jahren aufgrund des zunehmenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus erleben. Die Verankerung unseres Gemeinwesens im Versprechen der Demokratie, in Toleranz und Rechtsstaatlichkeit, unsere Zugehörigkeit zu einem vereinten, friedlichen Europa sind starke Abwehrkräfte, um eine Wiederholung der Barbarei zu verhindern. Darum muss es jetzt heißen „Nie wieder – ist jetzt“.
Praktische Politik kann nicht die alltägliche Aufgabe des Erinnerns ersetzen. Aus den erschütternden Berichten von Überlebenden der Vernichtungslager wissen wir, daß die sogenannte Selektion der antihumane Kern des Völkermordes war. Wie die Gaskammern und Krematorien erinnert uns die "Rampe" von Auschwitz an die Herausforderung, nicht nachzulassen in unserem Streben, unser weltoffenes, tolerantes Deutschland zu stärken und zu schützen.
Gerade an diesem Gedenktag gilt es auch, jeder Minderheiten- und Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, jeder Politik der Ausgrenzung eine deutliche Absage zu erteilen. Wir wissen, wohin Rassenwahn und Überlegenheitsgefühle geführt haben. Wir schulden den Opfern des Holocaust unser Gedenken, unser Erinnern. Der Völkermord ist Teil unserer Geschichte geworden. Wir sollten daher in Zukunft aus dieser Geschichte lernen und diesen Gedenktag in Waldkirch begehen. Es ist gut, dass es seit 30 Jahren in Emmendingen wieder eine jüdische Gemeinde gibt und jüdisches Leben in unserem Landkreis Teil unserer Gesellschaft ist. Wir müssen das „Nie wieder“ mit Leben füllen, dazu gehört das Gedenken und die Stärkung unserer demokratischen und offenen Gesellschaft.