Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine Energiekrise verursacht. Die Gas-Speicher sind zwar inzwischen gut gefüllt, indem alternative Lieferwege auf den Weg gebracht wurden. Dadurch kommen wir aller Zeichen nach gut durch diesen Winter. Jetzt muss es aber darum gehen, schnellstmöglich die Energiewende voranzutreiben. Erneuerbare Energien verschaffen uns die Widerstandsfähigkeit in der Energieversorgung, die wir dringend brauchen. Jedoch wird Deutschland immer ein Energieimportland bleiben. Daher sind wir darauf angewiesen, wenn wir die Dekarbonisierung der Wirtschaft erreichen wollen und damit auch unsere Klimaziele, beispielsweise große Mengen an Wasserstoff aus den Regionen der Welt zu beziehen. Diese sollten den grünen Wasserstoff in großen Mengen durch den konsequenten Ausbau von Windenergie und Solarenergie erzeugen können.
Es gilt die bilateralen Beziehungen zu den für die deutsche Wirtschaft wichtigen Partnern zu fördern und zu vertiefen. Daher war es sinnvoll, dass Baden-Württemberg, eine der bedeutendsten Wirtschaftsregionen in Europa mit einer Delegation mit Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft unter der Leitung von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut Chile und Brasilien besuchte. An dieser Reise habe ich ebenfalls teilgenommen.
Brasilien und Chile sind Partnerländer, mit denen uns viel verbindet. So hat diese Reise nach Chile und Brasilien gezeigt, dass es viele Projekte gibt, mit denen man die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Ländern und Baden-Württemberg sehr gut ausbauen lassen kann. So standen im Fokus der Reise die Themen Grüner Wasserstoff, Green Tech, Wasser und Abwassertechnologien, Kreislaufwirtschaft und Rohstoffe.
Aufgrund der zentralen Bedeutung dieser Bereiche für die deutschen und europäischen Klimaziele sowie der Transformation der Industrie soll die Kooperation in diesen Themen zwischen beiden Ländern ausgebaut werden. Die Landesregierung ist darauf bedacht, die Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und Chile im Bereich Technologie und Innovation zu vertiefen. In einem Gespräch mit der Firma HIF, dem weltweit führenden eFuels-Unternehmen, das zur Produktion von grünem Wasserstoff in Chile erneuerbare Energieanlagen betreibt, erfuhren wir wie eine solche Partnerschaft aussehen kann. Interessant und wichtig dabei war, dass HIF von Anfang an die lokale Bevölkerung eng in die Projekte einbezogen hat, um die Akzeptanz zu stärken und um die Infrastruktur für die Bevölkerung zu verbessern.
Während in Santiago im Personennahverkehr hauptsächlich vollelektrische Busse eingesetzt werden, wird das öffentliche Verkehrsnetz in den Vororten durch den Einsatz von Fahrzeugen, die mit Refuels angetrieben werden, versorgt. Die Ernte von Sonne und Wind scheint in Chile schier unermesslich. Sie geht über den Bedarf des Landes weit hinaus.
Für mich war beim Besuch in Santiago de Chile auch persönlich wichtig, sich an die bewegte Geschichte Chiles mit dem Besuch des Museums der Erinnerung und Menschenrechte an die Opfer der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet in den 70er- und 80er-Jahren zu erinnern. Gerade aufgrund der gemachten Erfahrungen ist es wichtig, sich der Vergangenheit zu stellen, die Erinnerung wach zu halten und sich für Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen.
In Brasilien, dem wichtigsten deutschen Handelspartner in Südamerika, war für die Delegation die beiden Bundesstaaten Rio de Janeiro und Ceará besonders interessant.
Wie schon in Chile und Rio de Janeiro war auch in Fortaleza im Bundesstaat Ceará ein überaus hohes Interesse an einer vertieften wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu spüren, insbesondere in zentralen Zukunftsfeldern wie der Energiepolitik und bei der Bereitstellung grünen Wasserstoffs.
Wichtig wird es sein, dass wir bei der künftigen Zusammenarbeit stets zwei Aspekte betonen: Es geht einerseits darum, unseren zukünftigen Bedarf an grünem Wasserstoff zu sichern, andererseits auch darum, unseren vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den dortigen Marktzugang zu ermöglichen. Gerade unsere KMU können verlässliche Partner beim dortigen Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur und im Bereich der Umwelttechnik sein.
Natürlich wurde auch immer wieder das Mercosur Abkommen erwähnt, das meiner Meinung nur eine Zukunft hat, wenn mit diesem Abkommen Klimaschutz und Handel in Einklang gebracht werden können.