Im Vorfeld der Klimaschutzkonferenz von Alexander Schoch am 28.04. bot der Abgeordnete eine kleine Exkursion. Ziel waren der Rohbau des Passivhaus-Kindergartens und der Heizkeller des Nahwärmenetzes in der Fritz-Boehle-Halle.
Dirk Lautenbach vom Hochbauamt der Stadt Emmendingen führte die Besucher durch den Kindergarten, der seit 1,5 Jahren erbaut und im September für insgesamt 4 Gruppen in Betrieb gehen soll. Trotz der Probleme mit Handwerkern. Lieferketten und Preiserhöhungen konnten bisher sowohl Zeit- als auch Preisrahmen eingehalten werden. Die Kosten für das Holzgebäude im Passivstandard belaufen sich demnach auf rund 8,5 Mio. Euro. Im Gebäude das doppelt genutzt wird, soll neben dem Kindergarten auch der deutsche Kinderschutzbund eine neue Heimat finden. Am Ende werden rund 730 m³ Holz im barrierefreien Gebäude verbaut sein. für die Lufthygiene in den großen Räumen sorgt gefilterte Frischluft, geheizt wird mit Fernwärme aus der Fritz-Boehle-Heizung.
Auf das Flachdach wird eine PV-Anlage mit einer Leistung von rund 60 KW Peak installiert, wie Philipp Oswald als Vertreter der Bürgergenossenschaft Emmendingen (BEGEM) erläuterte. Die BEGEM betreibt auch die PV-Anlage auf dem Familienzentrum, die ebenfalls eine Leistung von 66 KW Peak hat. Der größte Teil des Stroms der PV-Anlage wird an die Stadt Emmendingen verkauft, der Rest eingespeist. Auf dem Dach des Familienzentrums konnten letztes Jahr rund 57.500 Kilowattstunden erzeugt werden. Die BEGEM gibt es seit rund 10 Jahren und hat 225 Mitglieder. Sie beteiligt sich an unterschiedlichen Projekten wie Windanlagen oder PV-Anlagen. Der Aufwand, den Vorstand und Aufsichtsrat der BEGEM im Ehrenamt betreiben muss, um Projekte zu entwickeln und ans Netz zu bringen, ist enorm, die Bürokratie ist ausufernd. Oswald würde sich daher sehr freuen, wenn der Gesetzgeber hier ansetzen und die Bürokratie verschlanken würde, so dass damit mehr Projekte in Bürgerhand möglich würden.
Die Stadtwerke Emmendingen (SWE) betreiben bereits seit mehreren Jahren Nahwärmenetze. Dazu gehören die Wärmeversorgung der Wohngebäude Im Schwarzloch einschl. Fritz-Boehle-Schule mit umliegenden kommunalen Gebäuden, die Versorgung des Gebietes Ramie mit einem großen Biogas-BHKW als wesentlichem Wärmeerzeuger, die Karl-Faller-Halle mit den umliegenden Gebäuden und das Neubaugebiet Jägeracker. Felix Rutsch, zuständiger Referent für Versorgungstechnik stellte den Interessierten den Holzhackschnitzelkessel im Keller der Fritz-Boehle-Halle vor. Auch der Geschäftsführer Björn Michel war bei der Führung anwesend. Insgesamt sind bei der SWE drei Personen für das Thema Wärme zuständig. Die Heizzentrale wurde vor 30 Jahren um die Fernwärme erweitert und 2002 saniert. Die Holzhackschnitzelanlage mit einer Leistung von 650 kW erzeugt 60 % der Gesamtwärme, die restlichen 40% kommen von zwei gasbetriebene Anlagen. Rutsch berichtete, dass jährlich 3,8 Gigawattstunden Wärme verkauft werden, was einem Erdölaquivalent von 380.000 Liter entspricht. Dazu werden jährlich rd. 4.000 m³ Holzhackschnitzel benötigt. Der LKW liefert im Winter zwischen zwei und dreimal pro Woche Nachschub. Die Holzhackschnitzel stammen aus der Umgebung von Emmendingen. An der Anlage in der Fritz-Böhle-Schule sind rund 300 Haushalte angeschlossen, damit ist das Fernwärmenetz ausgelastet. Wichtig bei der Planung von Wärmenetzen ist, dass sie nicht überdimensioniert sind, da das zu Wärmeverlusten und zu erhöhten Kosten führt. Daher sind kleinere Netze, die ggfs. zusammengeschlossen werden können, die sinnvollere Variante. Die Holzhackschnitzelanlage ist sehr personalintensiv und läuft 5.000 Stunden pro Jahr. Herr Rutsch wünscht sich von der Politik klare Leitlinien und bessere Rahmenbedingungen für die Planung und Umsetzung von Nahwärmenetzen, die vor allem langfristig und sicher sein sollen.