Die Holocaust-Überlebende wurde in Kenzingen für ihren Beitrag zur Erinnerungskultur in der Region geehrt
Inge Auerbacher wurde am 1. Februar 2022 in der Grundschule an der Kleinen Elz im Rahmen eines Multiplikatoren-Treffens für ihren Beitrag zur Erinnerungskultur in der Region geehrt.
Im Zentrum der Reden und Gespräche stand die Frage, wie es mit der Erinnerungsarbeit weitergeht – vor allem dann, wenn keine Zeitzeugen mehr da sind.
Die 87-jährige, in den USA lebende Inge Auerbacher ließ es sich nicht nehmen, an der Kenzinger Grundschule vorbeizuschauen. Sie hatte bereits am 27. Januar anlässlich einer Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus, 77 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, eine ergreifende Rede gehalten und viele weitere Termine wahrgenommen.
Seit über zwei Jahrzehnten pflegt Auerbacher eine enge Verbindung zur Schule, die Mitte der 1990er-Jahre Pionierarbeit darin leistete, trotz durchaus vorhandenen Widerstands von Teilen der Eltern den Holocaust bereits mit Grundschülern zu behandeln.
Die New Yorkerin erzählt in der ganzen Welt ihre bewegende Geschichte als Holocaust-Überlebende – wie sie als Kind mit ihren Eltern die Hölle des Konzentrationslagers Theresienstadt in Tschechien überstand, wo von 15.000 inhaftierten Kindern nur 100 überlebten. Permanent drohten dort der Hunger- oder Kältetod und die Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz.
Folgend Teile des Grußworts von Alexander Schoch MdL, das er im Rahmen der Ehrung in Kenzingen hielt:
„Ich darf Sie, Frau Auerbacher ganz herzlich hier in Kenzingen auch im Namen der Landtagspräsidentin Muhterem Aras begrüßen. Frau Aras hätte Sie sehr gerne persönlich begrüßt und wäre mit Ihnen hier ins Gespräch gekommen. Für Ihre emotionalen Rede, die sie anlässlich des Holocaust Gedenktages im Bundestag gehalten haben, möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken. Sie haben den Holocaust überlebt, Sie wurden der Kindheit und Jugend beraubt, durch die Folgen der Deportation und durch die schlimmen Erlebnisse in Theresienstadt. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie nach dem Krieg und Ihrer Auswanderung in die USA, trotzdem regelmäßig in das Land der Täter zurückkehren und mit Ihrem Engagement zur Erinnerungsarbeit und Gedenkstättenarbeit beitragen. Gerade Ihr Engagement im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen möchte ich hervorheben. Ich danke Frau Beck der Rektorin der Grundschule in Kenzingen und insbesondere Frau Weber, die dieses heutige Multiplikatoren-Treffen initiiert und organisiert hat. Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit liegen der Landtagspräsidentin und auch mir am Herzen! Frau Aras ist als Landtagspräsidentin für die Gedenkstättenarbeit, Erinnerungskultur und die politische Bildung gemeinsam mit dem Landtag verantwortlich, der auch die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellt. Leider gibt es aber im Landtag eine rechte Partei die gerade bei den abgeschlossenen Haushaltsberatungen die Kürzung bzw. Streichung der Mittel für die Gedenkstättenarbeit gefordert hat. Genau diese Entwicklungen, verbunden mit einem zunehmenden Antisemitismus, erfordern die Beschäftigung und Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Daher ist das, was Sie, Frau Weber und Frau Auerbacher hier leisten, nicht hoch genug anzuerkennen. Es ist schön, hier zu erfahren und zu lernen wie Sie mit den Schüler*innen der Grundschule diese schlimme Vergangenheit aufarbeiten und dadurch mit dazu beizutragen die Erinnerungsarbeit fortzuführen und dem Antisemitismus und Fremdenhass entgegenzuwirken. Ich darf ihnen von Landtagspräsidentin Aras einen persönlichen Brief überreichen und ein kleines Präsent in Erinnerung an ihren Besuch hier in Kenzingen in Baden-Württemberg.“