Deutsch – Französische Freundschaft - 60 Jahre Deutsch-Französischer Vertrag
Am 22. Januar 1963 unterzeichneten Bundeskanzler Adenauer und Frankreichs Präsident de Gaulle den deutsch-französischen Élysée-Vertrag.
Im 19. und 20. Jahrhundert war die deutsch-französische Nachbarschaft von starken Gegensätzen geprägt. Fortschreitende kriegerische und politische Auseinandersetzungen führten zu einer nachhaltigen Feindschaft zwischen beiden Ländern. Die Annexion des Elsass und Lothringens führten ebenfalls zu einer Demütigung Frankreichs und zu einer anti-deutschen Stimmung in Frankreich.
Nach dem Ende des 1. Und 2. Weltkrieges schien eine Versöhnung zwischen den beiden Nachbarländern zunächst unvorstellbar. Als 1958 der französische Ministerpräsident und spätere Präsident Charles de Gaulle den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer in sein privates Landhaus einlud, galt dies als historisch einmalige Geste. Das Ziel war die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Beziehungen auf kultureller, wirtschaftlicher und politischer Ebene.
Der bilaterale Einigungsprozess diente als Motor für die europäische Einigung und den Integrationsprozess, der mit den Römischen Verträgen und der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von 1957 begonnen hatte.
n einer bewegenden Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Reims – jahrhundertelang Krönungsort der französischen Könige – machten Adenauer und de Gaulle die deutsch-französische Freundschaft öffentlich; von dort führte der Weg zur Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages am 22. Januar 1963 im Élysée-Palast.
Mit dem Élysée-Vertrag setzten sie einen Meilenstein in der Geschichte Europas. Sie legten das Fundament für die weitere europäische Integration und eine enge bilaterale Zusammenarbeit und gingen als politische Köpfe der europäischen Aussöhnungspolitik in die Geschichte ein.
Festgelegt wurde ein Konsultationsmechanismus, der regelmäßige Treffen auf allen politischen Ebenen festlegte. Außerdem wurden die Regierungen verpflichtet, sich in der Außen-, Europa- und Verteidigungspolitik, aber auch in Erziehungs- und Jugendfragen enger abzustimmen.
Zudem wurde beispielsweise das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) geschaffen, das bis heute Millionen Kindern und Jugendlichen aus beiden Ländern die Teilnahme an über 320.000 Austauschprogrammen ermöglicht.
Mit dem Élysée-Vertrag, der ganz im Zeichen der Aussöhnung und Begegnung stand, wurde die deutsch-französische Freundschaft besiegelt. Zukünftig sollten beide Länder und ihre Bürgerinnen und Bürger vertrauensvoll zusammenarbeiten. Seither entwickelte sich eine enge politische und freundschaftliche Partnerschaft, die sich bis heute an der Weiterentwicklung des europäischen Projektes orientiert.
Mit der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich haben sich die beiden Länder im politischen und gesellschaftlichen Leben immer enger miteinander verbunden. Hierzu haben insbesondere Städtepartnerschaften beigetragen, die ab den 1960er Jahren zwischen deutschen und französischen Kommunen entstanden sind. Später wurden diese Partnerschaften auch mit Gemeinden außerhalb Frankreichs entwickelt.
Im Landkreis Emmendingen unterhalten derzeit 20 Städte und Gemeinden mit insgesamt 42 Gemeinden in zwölf europäischen Ländern - von Frankreich und Großbritannien bis nach Polen und sogar in die Türkei - freundschaftliche Kontakte oder eine offizielle kommunale Partnerschaft. Der Landkreis Emmendingen ist seit Oktober 2008 mit dem israelischen Kreis Drom Hasharon verschwistert.
Die älteste Partnerschaft im Landkreis stammt aus dem Jahre 1960 und besteht zwischen Sasbach a.K. und dem elsässischen Marckolsheim. 1965 folgten Endingen-Königschaffhausen und Deux-Sevres (Frankreich). Die Verbindung von Waldkirch mit dem elsässischen Selestat startete 1966.
Auch künftig wollen Deutschland und Frankreich gemeinsam Verantwortung übernehmen und die europäische Integration voranbringen. Dazu vereinbarten Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel im Januar 2018 anlässlich des 55. Jahrestages des Élysée-Vertrages die Ausarbeitung eines neuen Vertrages.
Der Vertrag von Aachen, der 2019 im Krönungssaal des Aachener Rathauses unterzeichnet wurde, ergänzt den Élysée-Vertrag.