Die Bürgerinitiative Essbare Stadt Waldkirch hat am vergangenen Wochenende ihren 10. Geburtstag gefeiert.
Alexander Schoch nahm an der Feier teil und gratulierte den Mitgliedern bei der Jubiläumsfeier im Garten am Stadtrainsee mit einem Grußwort:
Liebe Frau Hollunder, liebe Uschi,
Liebe Engagagierte der Garteninitiative Essbare Stadt,
sehr geehrte Damen und Herren,
zehn Jahre Essbare Stadt in Waldkirch! Dazu möchte ich Ihnen, den engagierten Mitgliedern und Engagierten der Essbaren Stadt, heute herzlich gratulieren.
Es gedeiht und wächst!
Inspiriert von der Essbaren Stadt in Andernach, deren Vorbild waren die im Jahr 2008 entwickelten Konzepte in England und Toronto. Es gibt zwar bis heute noch keine einheitliche Definition, was man unter dem Begriff der „Essbaren Stadt“ bei uns versteht. Ich denke das braucht man nicht unbedingt und es sind inzwischen viele Initiativen hier dabei dieses Projekt voranzutreiben und es steckt an - Wir sehen es wächst und gedeiht!
2013 hat in Waldkirch begonnen, was heute ein wichtiger Teil unserer Stadtgesellschaft ist. Die Anfänge als Urban Gardening-Projekt mit Beeten an der Elz und im Schwarzwaldzoo wurden 2017 mit dem Garten am Stadtrainsee nicht nur um 1000qm Fläche erweitert. Bestehende Projekte konnten und können hier erweitert und neue umgesetzt werden.
So zum Beispiel der Einsatz von Terra Preta als Form der Bodenverbesserung, der zuerst im Hochbeet am Roten Haus probiert wurde und hier nicht nur auf größerer Fläche eingesetzt, sondern auch selbst hergestellt wird. Im Mitmachgerten wird naturnahes Gärtnern praktiziert, das den Boden nicht auszehrt. Vielmehr will man von der Natur lernen und deren Kreisläufe nicht unterbrechen, sondern so gut wie möglich schließen. Diese und andere Elemente der Permakultur werden hier umgesetzt.
„Sie kümmern sich also um die Biodiversität unter der Erde und über der Erde“
Eure Ziele enden aber nicht im Garten. „Wir wollen ansteckend wirken“ ist auf Ihrer Homepage zu lesen – das Wissen um nachhaltiges Gärtnern zu teilen gehört zur Essbaren Stadt dazu.
Der Garten am Stadtrainsee ist ein Bildungsort für die Erhaltung von Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ein Garten ohne Zaun.
Besucher können den Garten am Stadtrainsee mit Flyern und Infotafeln mit QR-Code-Hinweisen selbst entdecken oder bei einer Führung oder Seminaren erfahren, wie hier gearbeitet wird. Technikaffine Menschen haben die Möglichkeit, auf dem Geocaching-Pfad für Biodiversität und Klimaschutz zu rätseln und ganz nebenbei jede Menge zu lernen.
Oder man kann einfach mitmachen und sich beim offenen Gärtnern selbst an der Gartenpflege versuchen. Nichts ist so eindrücklich, wie eine selbst gemachte Erfahrung. Wer einmal gesehen hat, woher Lebensmittel kommen und wie weit und aufwändig der Weg vom Feld auf unsere Teller ist, hat mehr Wertschätzung dafür. Daher freut es mich besonders, dass dieses Wissen auch in die nächste Generation vermittelt wird: bei den Ackerdemia-Projekten lernen die Kinder der Pfiffikus-Naturkindergarten Gruppen und Schülerinnen und Schüler der Kastelbergschule wie Gemüse angebaut wird – und zwar ohne die Natur dafür auszubeuten und zu zerstören.
Wie wichtig das ist, sehen wir in den zunehmenden Naturkatastrophen, denen die Erde durch die Klimaerwärmung immer weniger entgegenzusetzen hat. Waldbrände verbreiten sich in trockenen Monokulturen schneller und weiter. Heftige Regenfälle führen in begradigten Flüssen und Bächen zu schweren Überschwemmungen. Auch das weit um sich greifende Artensterben hat schwere Folgen.
Die Essbare Stadt zeigt, dass Naturschutz und Lebensmittelanbau kein Entweder – Oder ist. Damit bekommt die Redensart „ständig ans Essen denken“ eine neue Qualität.
Und sie wirkt umfassend. So wie das nachhaltige Gärtnern eine lebenswerte Erde und Natur erhält und fördert, trägt das Zusammenwirken der Menschen und die Offenheit in die Gesellschaft hinein zu einer lebenswerten Stadt bei. Jeder ist willkommen - auch das ist beispielhaft. Das Prinzip der Mitmachgärtenwären auch für viele andere Gesellschaftsbereiche wünschenswert.
Auch darüber hinaus bringt sich die BI Essbare Stadt in Waldkirch ein: sie spielt im Klimaschutz-Arbeitskreis und bei der Entwicklung eines potentiellen Ernährungsrates eine tragende Rolle.
Vor dem Hintergrund der Diskussion um Klimaanpassungsmaßnahmen in unserer Stadt kommunalen Grünraumplanung ist es wichtig gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in ein Gesamtkonzept zu integrieren.
Da die „Essbare Stadt“ gerade die Aspekte der Nachhaltigkeit, der Biodiversität und der urbanen Landwirtschaft in den Mittelpunkt ihrer engagierten Arbeit stellt, erstaunt es nicht, dass sie sowohl zu den Gewinnern beim Landeswettbewerb „Baden-Württemberg blüht“ als auch zu den ausgezeichneten Projekten der UN-Dekade Biologische Vielfalt gehört.
Das 10-jährige Jubiläum und der Blick darauf, was in diesen Jahren erreicht wurden, sollten Sie als weitere Auszeichnung verstehen.
Ich möchte insbesondere Ihnen, die für die verschiedenen Themen und Projekte die Ansprechpartner/innen sind stellvertretend bedanken, auch für die vielen, die sich in diesem Projekt engagieren und Ihnen allen zu diesen 10 Jahre Essbare Stadt gratulieren. So geht mein Dank an Uschi Hollunder, Monica Dormans, Doro Bär, Philipp Eppler, Chrysanta und Edwin Dreher, Nicole Weber und Brigitte Mühl und allen anderen Engagierten für Ihren großartigen und sprichwörtlich ausgezeichneten Einsatz für die Essbare Stadt – ein Zukunftsprojekt – daher möchte ich meine Rede mit dem Sprichwort beenden: „Einen Garten zu pflanzen bedeutet, an Morgen zu glauben“
Ich wünsche Ihnen für die nächsten zehn Jahre weiterhin viel Freude an den Gärten und bei neuen, interessanten Projekten und uns allen, dass der Geist der Essbaren Stadt noch mehr auf die Gesamtgesellschaft überspringt.